Die Legende von der Rosa Mystika

Im Jahre 1190 war Ritter Schilling von Buschfeld, Herr zu Bornheim, auf der Jagd im Kottenforst mit anderen edlen Weidgenossen. Plötzlich vernahm er das Bellen seiner Hunde, und in der Erwartung, einen guten Fang zu tun, eilte er auf das Gekläff der Meute zu; aber siehe, zu seinem größten Erstaunen erblickte er in einer Rosenhecke zwischen zwei brennenden Lichtern das Bild der Muttergottes, und daneben hing an einem Baumzweiglein ein niedliches Glöckchen.

Einen Augenblick betrachtete der fromme Ritter das Bildnis, dann stieß er jauchzend ins Horn und rief seine Jagdgenossen herbei. Andächtig nahmen die Ritter das Marienbild auf ihre Schultern, und der glückliche Finder ließ es in seiner Schloßkapelle zu Bornheim in frommer Absicht aufstellen. Als er jedoch am anderen Morgen wieder in das Kirchlein trat, um vor dem Bilde seine Gebete zu verrichten, war es verschwunden, und niemand konnte über den Verbleib Auskunft geben.
Tief betrübt über den schmerzlichen Verlust eilte er zu der Fundstelle im Walde zurück, wo er es zu seiner größten Freude an jener Hecke, zwischen zwei brennenden Kerzen stehend, wieder auffand. Ritter Schilling erblickte darin den Finger Gottes und ließ hier, mitten im Walde, eine kleine Kapelle errichten, in welcher er das Bildnis unserer lieben Frau aufstellte. Bald war das kleine Heiligtum eine Gnadenstätte, zu der die umwohnenden Christen in Scharen zusammenströmten.


Infolge der vielen Wunderwerke, die dort in der Folge geschahen, erwies sich das Kapellchen bald zu klein, die große Zahl der Andächtigen zu fassen, weshalb Ritter Schilling in späteren Jahren an selbiger Stelle eine Kirche und ein Kloster bauen ließ, das nach ihm Schillingskapellen bis auf den heutigen Tag genannt wird. Zuvor aber unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem, von der er große Reliquienschätze in die Heimat brachte, welche heute noch in der Kirche zu Buschoven in goldener und silberner Einfassung aufbewahrt werden.

Das Kloster dotierte Erzbischof Adolf von Köln 1197 mit zahlreichen Liegenschaften. Auffallend erscheint es, daß in der betreffenden Urkunde die liebliche Legende nicht erwähnt wird, indes enthält das noch vorhandene Siegel des Klosters einen getreuen Abduck des Marienbildes zu Buschoven. Adelheid, die Gemahlin des Ritters Schilling, und seine beiden Töchter Beatrix und Laetitia waren die ersten Insassen der Klause und sollen nach der Regel des hl. Augustinus gelebt haben.

Ritter Schilling starb im Jahre 1200 und wurde im Schiff der von ihm gegründeten Kirche zu Kapellen beigesetzt, woselbst heute noch auf einem Balken in vergoldeten Buchstaben die Worte zu lesen sind: „In hoc loco generosus dominus Wilhelm Schilling de Buschfeld, mildes et dominus in Bornheim, fundator hujus monasteri Statuam B. V. Mariae invenit 1190“, d. h.: „An dieser Stätte hat der edle Herr Wilhelm Schilling von Buschfeld, Ritter und Herr von Bornheim, der Stifter dieses Klosters, das Bild der allerseligsten Jungfrau Maria gefunden im Jahre 1190“. Noch jetzt lebt das Andenken an jenen frommen Ritter durch ein in der Kirche zu Miel gestiftetes Anniversar fort.
Das Gnadenbild Maria Rosen wurde nach Gründung des Klosters im Kapitelsaale desselben und später auf dem Chor der Kapelle in einer vergitterten Wandnische aufgestellt. Volle 600 Jahre war es das Ziel tausender Wallfahrer, bis die französischen Machthaber den Hammer auch an dieses altehrwürdige Heiligtum legten. So wurde denn 1806 Kloster Schillingskapellen mit seinen umfangreichen Gütern für einen Spottpreis verschleudert und die Kapelle dem Erdboden gleich gemacht.
Die Mobilien gelangten an die umliegenden Gotteshäuser und vor allem kam das Gnadenbild Maria Rosen nebst zwei Glocken in die Kirche zu Buschhoven. Die größte dieser Glocken steht noch heute beim Volke in besonderem Ansehen, weil in dieselbe das 1190 bei dem Marienbilde gefundene Glöckchen gegossen worden ist. Sie soll ganz besonders der Himmelskönigin Ehr und Ruhm verkündigen und die Gläubigen namentlich zur Zeit der Not und Gefahr daran gemahnen, daß sie ihre Beschützerin ist, weshalb diese Glocke u. a. auch bei schweren Gewittern geläutet wird. Die Legende vom wundertätigen Marienbild bezeugt eine auf dem Grabmonument des Ritters Schilling angebrachte Inschrift, welche lautet:

Als man Dutzend und hondertneuntzig zehlt,
Ein Ritter Wilhelm Schillingk von Buschfelt,
Herr zu Borenheimb auf die Jagd geritten ist
Viel Wild wollt fangen zu selviger Vrist.
Gott aber, der alle Dinge weißlich regiert,
Ihn durch das Bellen seiner Hunde führt
Zu einer Hecken, darin das rechte Wild
Gefunden, unser lieven Frawen Bild,
Zwischen zweien brennenden Wachskerzen stahn,
Ein kleines Glöcklein hing auch auf dem Plan.

Darob der Ritter sich hoch verwundern that
Und auch auf das Ort eine Capell erbauet hatt,
Dat Bild mit Reverentzien darnieder gesetzt,
Dat Glöcklein in die groiße Glock zuletzt
Gegossen wardt, Darnach der Ritter aus Andacht
Sich über das Meer zum heylgen Grab gemacht.
Als er nun wiederum mit Glück zu Huis anländt,
Ein Kirch gebauwet hait an diesem Endt. 

Dieselbe reichlich und wohl bestiftet,
Noch zweimal zum heylgen Grab geschiffet.
Viel Heyligthumb von dannen mit sich gebracht,
Die alle gezeigt werden mit Andacht.
Seine Hausfraw Alheid mit zwo Töchtern fein
Zum ersten in dieses Kloister gegangen sein,
Deren die eine Lätitia genannt –
Vor die erste Frau Meysterin erkannt.

Der Ritter aber, Herr Schillingk von Buschfelt
Wie ein Einsiedler gelebt er in der Welt.
In dieser Kirchen er auch begraben ligt
Und rawet bis an das jüngste Gericht.
Gott, der diet Kloister so viele hondert Jahr
Bewahret hat gnädigst vor mancher Gefahr,
Wolle dasselbe hinführo behüeten
Vor Kriegh, Braindt und der Feinden Wüetten.

(Aus: Unsere Heimat im Wandel der Zeit, Beilage zum Euskirchener Volksblatt, 2. Jahrgang,, Nr. 23, 1925, S 549 – 551)

An der Stelle der Rosenhecke befindet sich noch heute eine kleine Kapelle, welche von der Auffindung der Rosa Mystika kündet.
Als Dankbarkeit unternahm Ritter Schilling mehrere Pilgerreisen ins Heilige Land. Von dieser Reise brachte er viele Reliquien aus Israel mit. Diese Reliquien und die Marienfigur machten Schillingskapellen zu einem wichtigen Wallfahrtsort in dieser Zeit.

1197 bestätigt Erzbischof Adolf dem Kloster Schillingskapellen die Güterschenkungen des verstorbenen „Wilhelmus solidus“. Die Urkunde ist bis heute erhalten und wird im Pfarramt in Buschhoven verwahrt.

Die Urkunde von Schillingscapellen

Ablassbrief